Finger-Prick-Test zum Zöliakie-Screening bei Kindern
Eine Zöliakie wird gegenwärtig auf Basis serologischer Tests sowie durch Dünndarmbiopsien diagnostiziert. Beide Methoden stellen einen Eingriff in den Körper dar, sind mit Kosten verbunden und werden meist nur bei eindeutigen Hinweisen auf Zöliakie vorgenommen. Jedoch schätzen Wissenschaftler, dass bei Erwachsenen auf einen Fall einer diagnostizierten Zöliakie rund fünf unentdeckte Fälle ohne oder mit geringen Symptomen kommen. Da eine frühe Diagnose insbesondere bei Kindern von Bedeutung ist, wird an neuen Methoden zur Zöliakie-Erkennung geforscht. Der Finger-Prick-Test, der über eine Farbreaktion das Vorhandensein von zöliakiespezifischen Antikörpern signalisiert, könnte eine neue zuverlässige Methode sein. Er dauert rund 10 Minuten, braucht nur einen kleinen Tropfen Kapillarblut und kostet weniger als 13 Euro.
Eine Forschergruppe aus Spanien hat nun den möglichen Einsatz des neuen Finger-Prick-Tests zum Zöliakie-Screening bei 198 zwei- bis vierjährigen Kindern überprüft. Diese Kinder hatten keine Anzeichen einer Zöliakie und wurden per Zufallsprinzip ausgewählt. Dabei wurden allgemeine klinische Daten erfasst, sowie zwei verschiedene Finger-Prick-Tests durchgeführt. Der CD1WB-Teststreifen prüfte ausschließlich auf Transglutaminase-Antikörper und der CD2WB-Teststreifen zusätzlich auf Gliadin-Antikörper. Darüber hinaus wurden die zöliakiespezifischen Antikörper unabhängig von den Ergebnissen des Schnelltests bei allen Probanden mit den herkömmlichen Untersuchungen des Serums ermittelt. Wies die serologische Auswertung auf eine Zöliakie hin, wurde eine Dünndarmbiopsie zur Bestätigung durchgeführt. Um die Zuverlässigkeit der neuen Finger-Prick-Tests zu bewerten, verglichen die Forscher die Ergebnisse der Tests mit dem Befund des üblichen Testverfahrens.
Insgesamt wurde mittels der klassischen Methode bestehend aus serologischer Untersuchung auf Antikörper und Dünndarmbiopsie bei sechs Kindern ohne spezifische Symptome eine Zöliakie nachgewiesen. Dies entspricht einer Prävalenz von 3 Prozent. Für die zuverlässige Anwendung des Finger-Prick-Tests ist es von Bedeutung, dass möglichst kein Kind nach dem Testergebnis als gesund eingestuft wird, das tatsächlich an einer Zöliakie leidet. Dies traf auf den CD2WB-Teststreifen zu, mit dem 171 Kinder negativ getestet wurden. Alle negativen Ergebnisse waren auch korrekt negativ, d. h. diese Kinder waren auch nach dem herkömmlichen Testverfahren tatsächlich als gesund eingestuft. 27 Kinder erhielten mit diesem Teststreifen ein positives Ergebnis auf die Antikörper. Unter diesen positiven Testergebnissen waren auch jene sechs Probanden vertreten, bei denen tatsächlich eine Zöliakie nachgewiesenen wurde. 21 Kinder wurden mit diesem Test „falsch positiv“ diagnostiziert. Im Gegensatz dazu erkannte der CD1WB-Teststreifen nicht alle erkrankten Kinder. Er war lediglich für drei Kinder positiv, von denen tatsächlich nur eins eine Zöliakie hatte.
Die Forscher kommen bezüglich des CD2WB Finger-Prick-Tests zu dem Schluss, dass er sich für ein Screening bei Kindern im Alter zwischen zwei und vier Jahren ohne spezifische Zöliakie-Symptome eignet. Er erkannte alle Fälle von Zöliakie und alle Kinder mit negativem Testergebnis waren auch tatsächlich gesund. Die Studienleiterin Maria Vega Almazán von der Universität in Granada1 fasst daher zusammen: "Dieses Diagnoseverfahren könnte beim Kinder- und Jugendarzt durchgeführt werden, es erspart dem Kind unnötige Verfahren, Blutabnahmen und Überweisung an Fachärzte". Abschließend lässt sich darüber hinaus festhalten, dass die in der Studie ermittelte Prävalenz von 3 % für eine unentdeckte Zöliakie in dieser Altersgruppe deutlich über den Ergebnissen anderer Studien lag. Aufgrund der relativ kleinen Population könnten größer angelegte Folgestudien diesen Sachverhalt weiter untersuchen.