Serologischer Pre-Test zeigt hohe Wahrscheinlichkeiten bei Zöliakie-Diagnose
Im Durchschnitt sind 1 bis 2 % der Bevölkerung von Zöliakie betroffen. Dies unterstreicht die Bedeutung einer praktischen, kosteneffizienten, aber auch genauen Diagnose. Der Nachweis von Darmschleimhautschäden ist seit langem der Standard für die Diagnose. Dieser histologiebasierte Ansatz geht jedoch mit einigen Einschränkungen einher. Läsionen des Zwölffingerdarms sind ein charakteristischer, aber nicht spezifischer Befund, da sie auch durch andere Faktoren ausgelöst werden können. Darüber hinaus können eine langsame Entwicklung, nur geringe Schleimhautschäden und unzureichende Proben zu Fehldiagnosen führen.
Serologische Tests sind für das erste Screening von Zöliakie weit verbreitet. Diese Tests weisen eine hohe diagnostische Genauigkeit auf. Die European Society for Paediatric Gastroenterology Hepatology and Nutrition (ESPGHAN) hat im Jahr 2012 neue Kriterien festgelegt. Beim Vorliegen dieser Kriterien kann bei symptomatischen Kindern auf eine Biopsie verzichtet werden. Diese sogenannten „Dreifachkriterien“ bestehen aus einem stark erhöhten Transglutaminase-Antikörper-Wert (das Zehnfache der normalen Obergrenze), einem positivem Endomysium-Antikörper-Nachweis sowie einem Nachweis von zöliakieassoziierter Genetik.
Ob dieser Ansatz auch bei erwachsenen Zöliakie-Patienten anwendbar ist, bleibt umstritten. Fuchs et al. untersuchten dies in ihrer Studie. Die Studie umfasste drei Kohorten, bestehend aus 421 Hochrisikopatienten mit klinischem Verdacht auf Zöliakie, 2.357 Probanden mit mittlerem Risiko aufgrund auftretender Zöliakie in der Familie sowie 2.722 Personen mit geringem Risiko.
Die Wissenschaftler führten bei allen Probanden einen serologischen Test durch und bewerteten die Wahrscheinlichkeit einer Zöliakie anhand der Dreifachkriterien.
Alle Probanden in der Hochrisikogruppe wurden einer Biopsie unterzogen. In den beiden anderen Gruppen wurde diese nur durchgeführt, wenn der serologische Test bei mindestens einem der drei Kriterien positiv ausfiel.
Die Wissenschaftler diagnostizierten anhand der Dünndarmschleimhaut-Biopsien bei 274 der Probanden eine Zöliakie. Davon erfüllten insgesamt 90 der Probanden alle drei Kriterien. Darunter 59 Hochrisikopatienten, 17 Probanden mit mittlerem Risiko sowie 14 Personen mit geringem Risiko. Bei der vollständigen Erfüllung der „Dreifachkriterien“ lag die Wahrscheinlichkeit für eine diagnostizierte Zöliakie also bei 100 %.
Dementsprechend hätte bei 90 der 274 neuen Zöliakie-Patienten eine Biopsie vermieden werden können.
Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass eine zuverlässige Zöliakie-Diagnose ohne Biopsie möglich ist. Dies setzt jedoch voraus, dass die serologischen Tests einen positiven Nachweis aller drei Kriterien ergeben.
Die Anwendung eines serologiebasierten Ansatzes würde zu einer wesentlich geringeren Anzahl von Endoskopien führen. Dies wäre nicht nur für die Patienten einfacherer, sondern würde auch zu Einsparungen im Gesundheitswesen führen, ohne die diagnostische Genauigkeit zu beeinträchtigen.