Verzögerte Zöliakie-Diagnose bei Patienten ohne gastrointestinale Beschwerden
Zöliakie-Symptome reichen von auffälligen Beschwerden wie Malabsoprtion und Diarrhö bis hin zu unauffälligeren Beschwerden wie Anämie, Schilddrüsen- und Leberdysfunktionen, Osteoporose und Hauterkrankungen. Diese Bandbreite an Begleiterkrankungen erschwert es den Ärzten, Zöliakie immer als solche zu erkennen. Daraus ergibt sich häufig eine Verzögerung der Diagnose. Dies kann teilweise Knochenbrüche aufgrund nachlassender Knochendichte, Unfruchtbarkeit und bösartige Tumore zur Folge haben. Durch eine glutenfreie Ernährung können die Begleiterscheinungen in den meisten Fällen verhindert werden.
Die Wissenschaftler untersuchten retrospektiv über einen Zeitraum von 12 Jahren, wie viel Zeit bei Patienten mit versus ohne gastrointestinale Beschwerden bis zur Zöliakie-Diagnose verging. Dabei teilten sie die Studienpopulation in die Gruppe derer, die vor ihrer Zöliakie-Diagnose gastrointestinale Beschwerden aufwiesen (52 Personen) und derer, die keine Beschwerden aufwiesen (49 Personen). Das Durchschnittsalter lag bei 44 bzw. 49 Jahren. Unter gastrointestinale Beschwerden fielen Übelkeit, Erbrechen, Unterleibsschmerzen, Durchfall, Verstopfung und Blähungen. Die Symptome, die bei den Patienten ohne gastrointestinale Beschwerden auftraten, kamen bei den Patienten mit gastrointestinalen Beschwerden deutlich seltener vor. Unter die nicht-gastrointestinalen Beschwerden fielen Anämie (69 vs. 21 %), abnormale Leberwerte (n.a.), dermatologische Befunde (n.a.), abnormale Schilddrüsenhormonlevel (43 vs. 16 %), verminderte Knochendichtewerte (68 vs. 41 %) und starke Müdigkeit (n.a.). Die Auswertung der Daten zeigte, dass sich die Diagnose bei den Probanden mit gastrointestinalen Beschwerden um durchschnittlich 2,3 Monate und bei Probanden ohne gastrointestinale Beschwerden um durchschnittlich 3,5 Jahre verzögerte. Diese Zeitspanne umfasste den ersten Arztbesuch aufgrund Zöliakie-assoziierter Symptome bis hin zur Diagnose mittels Biopsie.
Zöliakie geht sehr häufig mit Anämie einher. Der Grund dafür liegt in einer Eisen-Malabsorption, die sich durch mit Zöliakie einhergehenden Veränderungen in der Darmstruktur ergibt. Diese können auch in einem Folat- und einem Vitamin B 12-Mangel resultieren. Patienten leiden durchschnittlich zwölf Jahre unter Anämie, wenn diese die einzige Begleiterscheinung ist, bis bei ihnen Zöliakie diagnostiziert wird. Eine weitere häufig auftretende Begleiterscheinung von Zöliakie ist Osteoporose. Probanden mit gastrointestinalen Beschwerden wiesen allerdings seltener Befunde mit einer verringerten Knochendichte auf als Probanden ohne gastrointestinale Beschwerden, was durch die verspätete Diagnose erklärt werden könnte. Da sich zeigte, dass sich bei Zöliakie-Patienten eine glutenfreie Ernährung positiv auf die Knochendichte auswirkt, ist es wichtig, Anzeichen für eine Osteoporose frühzeitig zu erkennen. Die Tatsache, dass Probanden ohne gastrointestinale Symptome häufiger an Problemen mit der Schilddrüse litten als solche mit gastrointestinalen Symptomen, führte die Forscher zu der Erkenntnis, dass Patienten mit Autoimmunerkrankungen verstärkt gezielt auf eine möglicherweise vorliegende Zöliakie untersucht werden sollten.
Insgesamt weisen die Studienergebnisse darauf hin, dass beim Auftreten der genannten nicht gastrointestinalen Beschwerden unbedingt eine Untersuchung hinsichtlich Zöliakie erfolgen sollte, damit eine Diagnose frühzeitig gestellt werden kann und mögliche Folgeschäden minimiert werden können.