[Translate to English:] Erhöhtes Risiko für Schilddrüsenerkrankungen bei Zöliakie

[Translate to English:] Es ist bereits bekannt, dass eine Zöliakie mit anderen Autoimmunkrankheiten einhergehen kann. Unter anderem wird ein höheres Risiko für Schilddrüsenerkrankungen diskutiert. Durch eine verminderte bzw. erhöhte Produktion der Schilddrüsenhormone kann bei den Betroffenen eine Vielzahl verschiedener Symptome auftreten. Es sind u. a. der Stoffwechsel, der Kreislauf, das Wachstum oder das psychische Wohlbefinden betroffen. Für die Risiko-Einschätzung bei Zöliakie fehlten bisher signifikante Ergebnisse aus großen Probandenkollektiven. Auch der mögliche Einfluss einer glutenfreien Diät auf mögliche Schilddrüsenerkrankungen ist noch ungeklärt. Sun et al. haben daher eine Meta-Analyse durchgeführt. 

Durch eine systematische Literatur-Recherche wurden insgesamt relevante 13 Studien mit
15.629 Zöliakie-Patienten und 79.342 gesunden Probanden in die Meta-Analyse einbezogen. Die statistische Auswertung zeigte, dass die Zöliakie-Patienten ein signifikant um 238 Prozent erhöhtes Risiko für eine Schilddrüsenunterfunktion im Vergleich zu den gesunden Probanden hatten. Für Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse wie Mobus Basedow oder Hashimoto-Thyreoiditis lag das Risiko sogar um 334 Prozent höher. Kein signifikanter Zusammenhang ließ sich hingegen zwischen einer Zöliakie und einer Überfunktion der Schilddrüse feststellen. In sechs der eingeschlossenen Studien wurde zusätzlich der Einfluss einer glutenfreien Diät auf das Auftreten von Schilddrüsenerkrankungen bei Zöliakie untersucht. Die statistische Analyse zeigte keinen signifikanten Einfluss. Zöliakie-Patienten, die eine glutenfreie Diät einhielten, hatten das gleiche Risiko für eine Schilddrüsenerkrankung wie jene, die sie nicht konsequent befolgten.

Die Wissenschaftler kommen in ihrer Meta-Analyse zu dem Schluss, dass Zöliakie-Patienten ein deutlich höheres Risiko für eine Unterfunktion bzw. Autoimmunerkrankung der Schilddrüse haben. Eine Schilddrüsenüberfunktion scheint hingegen nicht gehäuft aufzutreten. Zudem konnte kein Einfluss einer glutenfreien Diät auf das Erkrankungsrisiko nachgewiesen werden. Allerdings fehlen hier Ergebnisse aus randomisierten, klinischen Studien, die eine gesicherte Aussage ermöglichen würden. Die genauen Gründe für das vermehrte Auftreten der verschiedenen Schilddrüsenerkrankungen bei Zöliakie sind noch unklar. Die Wissenschaftler vermuten jedoch, dass es genetische Gemeinsamkeiten geben könnte, da bereits in Studien sowohl bei Patienten mit Zöliakie als auch mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse eine genetisch bedingte Fehlregulation nachgewiesen werden konnte. Dabei steht insbesondere das spezifische Protein „cytotoxic T-lymphocyte-associated Protein 4“ (CTLA-4) im Fokus. Dieses Protein spielt eine wichtige Rolle im Immunsystem, da es eine Überreaktion beim Kontakt mit Antigenen verhindert. Abschließend empfehlen die Forscher aufgrund des signifikant erhöhten Erkrankungsrisikos eine regelmäßige Untersuchung der Schilddrüse bei Zöliakie-Patienten.

 
Quelle: 
Increased Incidence of Thyroid Disease in Patients with Celiac Disease: A Systematic Review and Meta-Analysis
Xin Sun, Li Lu, Rong Yang, Yanbin Li, Ling Shan, Yang Wang
PLoS One. 2016 Dec 28;11(12):e0168708. doi: 10.1371/journal.pone.0168708