[Translate to English:] Amylase-Trypsin-Inhibitoren fördern Darmentzündungen

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Bis zu fünf Prozent der Deutschen leiden an einer Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität (non-celiac wheat sensitivity, NCWS). Auch wenn Gluten als Auslöser ausgeschlossen wurde, verbessert eine glutenfreie Ernährung aus noch unbekannten Gründen die Symptome. Als mögliche Ursache der NCWS wird derzeit die nativ in Getreiden vorkommenden Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs) diskutiert. Zevallos et. al haben die ATIs in verschiedenen glutenhaltigen und glutenfreien Lebensmitteln hinsichtlich ihres Einflusses auf das Immunsystem untersucht.

Im Rahmen der Studie wurden zunächst ATIs verschiedener Getreide- und Pseudo-Getreide-Arten sowie einiger glutenhaltiger und glutenfreier Produkte isoliert und eine mögliche Reaktion des Immunsystems anhand von Zellkulturen ermittelt. Bei modernen Weizensorten haben die Forscher die höchsten ATI-Gehalte nachgewiesen. Diese führen zu einer verstärkten Bildung von Immunzellen und entzündungsfördernden Stoffen. Im Vergleich zu Weizen lösten die ATIs anderer glutenhaltiger Getreide wie Gerste oder Roggen eine ähnliche Reaktion aus. Die ATIs aus glutenfreien Nahrungsmitteln regten die Immunzellen hingegen um über 80 Prozent weniger an. Bei verarbeiteten glutenfreien Produkten sowie bei Amaranth, Mais und Reis lag die Immunreaktion verglichen mit der bei Weizen bei nur zwei Prozent.

In einem zweiten Teil der Studie untersuchten die Wissenschaftler anhand von Mausmodellen die Immunreaktion des gesunden oder entzündeten Darms auf die ATIs. Für alle Experimente wurden die Mäuse zunächst vier Wochen lang glutenfrei gefüttert. In einer ersten Versuchsreihe wurden Mäuse mit gesundem Darm mit ATI-haltigem Gluten gefüttert, wobei Gruppe 1 Gluten mit einem hohen Gehalt an ATIs und Gruppe 2 Gluten mit einem geringen Gehalt an ATIs erhielt. Die Forscher beobachteten, dass die Darm-Immunreaktion in Gruppe 1 im Vergleich zur Gruppe 2 signifikant höher war. Da der Glutengehalt in beiden Gruppen gleich war, schlussfolgerten sie, dass Gluten keinen Einfluss auf die Immunreaktion hat. Einer weiteren Untersuchungsgruppe mit ebenfalls gesundem Darm wurde eine größere Menge ATIs verfüttert, die bezogen auf das Körpergewicht mit dem täglichen ATI-Verzehr von Menschen vergleichbar war. Das Ergebnis: Es konnte eine weitere Erhöhung der Immunreaktion beobachtet werden. Bei einer vierten Versuchsgruppe wurde künstlich eine leichte Entzündung des Darms hervorgerufen. Auch hier führten die ATIs im Vergleich zu einem Kontrollprotein zu einer signifikant verstärkten Immunreaktion.

Die Ergebnisse zeigen, dass die ATIs moderner Weizensorten und anderer glutenhaltiger Getreide verglichen mit den ATIs glutenfreier Produkte besonders starke Immunreaktionen hervorrufen können. Dass sie bei einer Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität mit großer Wahrscheinlichkeit ursächlich sind, unterstreichen diese Forschungsreihen an Mäusen. Es zeigte sich, dass das Ausmaß der Immunreaktion abhängig von der ATI-Dosis ist und eine bestehenden Darmentzündung die Reaktion weiter verstärkt. Daher schlussfolgern die Forscher, dass größere Mengen ATIs beim Bestehen einer Darmentzündung die Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität auslösen könnten. In klinischen Studien sollte dieser Zusammenhang sowie der Einfluss einer ATI-freien bzw. glutenfreien Ernährung auf die Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität, insbesondere mit Blick auf einen ungefährlichen Höchstgehalt, untersucht werden.

 

Quelle:
Nutritional Wheat Amylase-Trypsin Inhibitors Promote Intestinal Inflammation via Activation of Myeloid Cells
Victor F. Zevallos, Verena Raker, Stefan Tenzer, Carolina Jimenez-Calvente, Muhammad Ashfaq-Khan, Nina Rüssel, Geethanjali Pickert, Hansjörg Schild, Kerstin Steinbrink, Detlef Schuppan
Gastroenterology. 2016 Dec 16. pii: S0016-5085(16)35503-2. doi: 10.1053/j.gastro.2016.12.006
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