Zöliakie erhöht das Risiko einer Dünndarm-Fehlbesiedlung

Eine Fehlbesiedlung des Dünndarms ist durch eine vermehrte Anzahl von Darmbakterien charakterisiert. Häufig lassen sich auch Bakterien nachweisen, die eigentlich im Dickdarm angesiedelt sind. Folgen können Bauchschmerzen, Durchfall oder eine verschlechterte Aufnahme von Vitaminen, Fetten und Proteinen sein. Mehrere Studien weisen darüber hinaus auf eine mögliche Verbindung zur Zöliakie hin. Losurdo et al. haben daher anhand einer systematischen Literaturrecherche diesen Zusammenhang untersucht.

Die Forscher schlossen 11 Studien mit insgesamt 614 Zöliakie-Patienten in die Auswertung ein. Dabei lag bei 20 Prozent der Zöliakie-Patienten eine Dünndarmfehlbesiedlung vor. Gegenüber gesunden Probanden war das Erkrankungsrisiko bei Zöliakie-Patienten 10-mal höher. Des Weiteren analysierten die Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Dünndarms und der Verlaufsform der Zöliakie. Dazu wurden Daten aus einigen der Studien herangezogen, die Probanden mit symptomatischer Zöliakie einschlossen, Patienten bei denen sich verschiedene Symptome trotz glutenfreier Diät nicht verbessern. Es zeigte sich, dass bei 28 Prozent der Patienten mit symptomatischer Zöliakie eine Dünndarm-Fehlbesiedlung nachzuweisen war. Bei Probanden mit einer klassischen Zöliakie lag die bakterielle Fehlbesiedlung hingegen seltener vor (10 Prozent).

Anhand der statistischen Ergebnisse bekräftigen die Forscher die These, dass Zöliakie ein Risikofaktor für eine Dünndarmfehlbesiedlung sein könnte. Diese zeigte sich besonders häufig bei Probanden mit symptomatischer Zöliakie. Als mögliche Ursachen werden Bewegungsstörungen des Magen-Darm-Trakts diskutiert. Verschiedene Studien konnten bisher bei unbehandelter Zöliakie Veränderungen in den biochemischen Vorgängen der Darmbewegungen nachweisen. Auch die Ausschüttung von Hormonen, die den Magen-Darm-Trakt regulieren, ist häufig vermindert. In der Folge kann sich die Durchgangszeit durch den Magen-Darm-Trakt bei Zöliakie-Patienten erheblich verlängern. Die Forscher vermuten zudem, dass die für eine Zöliakie typische Vermehrung der darmspezifischen Lymphozyten (intraepithelialen Lymphozyten) eine Dünndarmfehlbesiedlung begünstigen könnte. Der Studienlage zufolge stellen sich sowohl bei den Bewegungsstörungen im Darm als auch bei den intraepithelialen Lymphozyten durch die glutenfreie Diät Verbesserungen ein. Trotzdem bleiben Unterschiede zu gesunden Probanden bestehen. Weiterführende Studien sollen den Zusammenhang zwischen der bakteriellen Fehlbesiedlung des Dünndarms und der Zöliakie nun genauer erforschen. Dabei soll insbesondere untersucht werden, ob sie bei der symptomatischen Zöliakie nicht nur Folge, sondern vielleicht sogar ein Teil der Ursache sein könnte.

 

Quelle:
Small intestinal bacterial overgrowth and celiac disease: A systematic review with pooled-data analysis
G. Losurdo, A. Marra, E. Shahini, B. Girardi, F. Giorgio, A. Amoruso, A. Pisani, D. Piscitelli, M. Barone, M. Principi, A. Di Leo, E. Ierardi
Neurogastroenterology and Motility. 2017 Feb 12. doi: 10.1111/nmo.13028