Entwicklung von potentieller Zöliakie unter glutenfreier Diät

Eine sogenannte potentielle Zöliakie ist gekennzeichnet durch den Nachweis von Transglutaminase-Antikörpern und mindestens eines genetischen HLA-Risikotyps (DQ2 oder DQ8), bei gleichzeitig fehlender oder nur geringer Veränderung der Dünndarmmukosa. Patienten können Zöliakie-typische Beschwerden des Magen-Darmtraktes sowie unspezifische Symptome entwickeln oder auch symptomfrei bleiben. Noch ist die potentielle Zöliakie weitgehend unerforscht und es ist unklar, inwiefern eine glutenfreie Diät empfohlen werden sollte. Eine Gruppe italienischer Forscher hat nun den Langzeitverlauf untersucht. Ein besonderer Fokus lag dabei auf den möglichen Unterschieden zwischen symptomatischen und asymptomatischen Patienten.

Die Wissenschaftler beobachteten in einer prospektiven Studie über einen Zeitraum von drei Jahren 77 erwachsene Probanden mit potentieller Zöliakie. Diese wurden zum Diagnosezeitpunkt in zwei Gruppen – mit und ohne Symptome – eingeteilt. Erfasst wurden der Transglutaminase-Antikörperlevel, der HLA-Typ, histologische Befunde, mögliche weitere Immunerkrankungen sowie das Vorkommen der Zöliakie in der Familiengeschichte. Den Patienten mit Symptomen wurde eine glutenfreie Diät empfohlen, wobei sich die Gruppe der symptomfreien Teilnehmer ohne Einschränkungen ernährt hat. Von den 61 Probanden mit Symptomen (79 %) wiesen 10 Probanden klassische Zöliakie-Symptome wie Diarrhö und Gewichtsverlust auf, während die anderen unter unspezifischen Beschwerden wie bspw. Anämie litten. Im Vergleich zu den 16 symptomfreien Patienten zeigten sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des genetischen Risikotyps, des familiären Auftretens von Zöliakie sowie des zu Studienbeginn ermittelten Antikörperlevels bzw. des histologischen Befunds. Innerhalb der Gruppe mit symptomatischer potentieller Zöliakie wurde signifikant häufiger das Vorhandensein weiterer Autoimmunkrankheiten im Vergleich zur symptomfreien Gruppe beobachtet. Während der Nachbeobachtung zeigte sich, dass die Symptome durch die glutenfreie Diät signifikant verbessert werden konnten. Von den 16 Patienten mit asymptomatischer potentieller Zöliakie entwickelte lediglich eine Person während des Untersuchungszeitraums eine klassische Zöliakie. Alle übrigen blieben trotz glutenhaltiger Ernährung asymptomatisch und zeigten keine Veränderung der Dünndarmmukosa sowie in zehn Fällen ein stabiles Transglutaminase-Antikörperlevel.

Zusammenfassend zeigt die Studie, dass eine potentielle Zöliakie mehrheitlich mit Symptomen einhergeht. Eine glutenfreie Diät führte im Rahmen der Studie zu einer signifikanten Verbesserung der Beschwerden und kann daher laut der Wissenschaftler bei einer symptomatischen potentiellen Zöliakie empfohlen werden. Bei symptomfreien Patienten könnte die glutenfreie Diät jedoch eher eine Einschränkung darstellen als von Nutzen sein, da die Weiterentwicklung zu einer klassischen Zöliakie in dieser Studie lediglich bei einem von 16 Probanden eintrat. Wird auf die Diät verzichtet, sei jedoch eine regelmäßige ärztliche Kontrolle notwendig. In weiteren Studien ist besonders die Notwendigkeit einer glutenfreien Diät bei einer symptomfreien potentiellen Zöliakie in größeren Kohorten zu überprüfen.

 

Quelle:
Features and Progression of Potential Celiac Disease in Adults. Volta U., Caio G., Giancola F., Rhoden K.J., Ruggeri E., Boschetti E2., Stanghellini V., De Giorgio R.Clin Gastroenterol Hepatol. 2016 May;14(5):686-693.e1. doi: 10.1016/j.cgh.2015.10.024. Epub 2015 Oct 30.