Niederländische Studie liefert neue Erkenntnisse zu chronischen Darmentzündungen
Unter dem Sammelbegriff „CED“ versteht man chronisch-entzüdliche Darmerkrankungen, bei denen schubweise oder kontinuierliche Entzündungen des Darmtrakts auftreten. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die dabei am häufigsten vorkommenden Formen der CED.
Ursachen für die CED können neben äußeren Faktoren eine veränderte intestinale Immunreaktion, die Darmflora selbst oder eine genetische Veranlagung sein. Die Betroffenen leiden dabei unter vielfältigen Symptomen, wie beispielsweise Erschöpfung, Müdigkeit, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust oder chronischem Durchfall und sind in ihrer Lebensqualität oftmals stark eingeschränkt. Die Erkrankung tritt häufig erstmals zwischen 15 und 30 Jahren auf.
Im Rahmen diverser Untersuchungen der Krankheitsmechanismen arbeiten Wissenschaftler dem Ziel entgegen, u.a. bessere Diagnosemöglichkeiten herauszufinden. Ein großer Fokus liegt dabei auf der Identifizierung von Biomarkern, mit denen eine Verschlimmerung im Krankheitsverlauf prognostiziert werden könnte.
In der groß angelegten Inflammatory Bowel Disease South Limburg Cohort Studie (IBDSL) wurden hierzu seit 1991 insgesamt 2.837 Probanden mit CED beobachtet. Davon litten 1.675 Probenden an Colitis ulcerosa sowie 1.162 Patienten an Morbus Crohn.
Ab dem Zeitpunkt der Diagnose wurden die Probanden im Zweijahresrhythmus untersucht. Auch wurde von allen Probanden Biomaterial in Form von DNA, Plasma, Serum und Stuhlproben aufbewahrt. Bei einigen Probanden wurde zudem die Atemluft auf bestimmte flüchtige Substanzen untersucht.
Den Auswertungen zufolge traten chronische Darmentzündungen häufiger auf als erwartet. Im Zeitraum zwischen 1991 und 2002 ergab sich bei den untersuchten Männern eine Inzidenzrate für Morbus Crohn bezogen auf 100.000 gelebte Personenjahre von 4,84 und bei Frauen von 7,58. Bei der Colitis ulcerosa war die Anzahl an Neuerkrankungen allerdings bei den Männern höher. Hier wurde eine Inzidenzrate von 8,51 für Männer und 6,92 für Frauen ermittelt. Im Vergleich zu anderen europäischen Studien zeigte sich in der IBDSL-Studie eine relativ hohe Neuerkrankungsrate für die niederländische Region Süd-Limburg. Frühere Studien haben gezeigt, dass CED in nördlich-europäischen Ländern generell auch häufiger auftreten als in südlichen.
Aus der Untersuchung der biologischen Proben der Studienteilnehmer konnten die Wissenschaftler das Clostridium difficile und enteropathogene Viren als Auslöser einer CED ausschließen. Im Erkrankungsverlauf und insbesondere während der Schübe zeigte sich eine Veränderung in der Zusammensetzung der Darmflora, die jedoch personenspezifisch zu sein scheint.
Zur Erfassung des Krankheitsstatus einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung ist heutzutage die Durchführung einer Darmspiegelung das einzig verlässliche Diagnoseinstrument. Zur Minimierung der Häufigkeit dieses invasiven und teuren Eingriffs hofft man zukünftig einen Atemtest einsetzen zu können. Mittels der entnommenen Atemproben der Probanden konnten im Rahmen der Studie zehn Biomarker zur Unterscheidung von akutem und mildem Zustand identifiziert werden.
Trotz dieser Erkenntnisse arbeiten Forscher weiterhin an einer verlässlichen Diagnose für CED sowie an besseren Therapiemöglichkeiten. Zu diesem Zweck sind die identifizierten Biomarker aus der Atemluft in Folgestudien gezielter zu untersuchen. Zudem soll in weiteren Forschungsprojekten herausgefunden werden, ob sich unterschiedliche Patientengruppen mit individuelleren Therapieempfehlungen definieren lassen.
Quelle:
T. R. A. van den Heuvel et al.: Cohort Profile: The Inflammatory Bowel Disease South Limburg Cohort (IBDSL). Juni 2015, Int. J. Epidemiol., doi: 10.1093/ije/dyv088