Risiko-Score könnte unentdeckte Zöliakie aufspüren
Eine Zöliakie kann sich in den klassischen Symptomen wie Durchfall oder Magenkrämpfen äußern. Sind die Symptome hingegen weniger spezifisch und treten beispielsweise als Müdigkeit oder Kopfschmerzen auf, können sich die Untersuchung auf Zöliakie-spezifische Antikörper sowie die Diagnose und Behandlung erheblich verzögern. Wissenschaftler suchen daher nach weiteren Indikatoren, die auf eine Zöliakie hindeuten und ein Screening begründen. In einer australischen Studie wurde nun der Zusammenhang zwischen Zöliakie und Erkrankungen außerhalb des Darmtrakts bzw. den Lebensumständen untersucht. Auf Basis dieser Ergebnisse entwickelten die Forscher anschließend einen Risiko-Score, mit dem sich die Wahrscheinlichkeit einer Zöliakie bei unspezifischen Symptomen kalkulieren lassen soll.
Insgesamt wurden 301 Probanden in die Studie eingeschlossen. Auf Basis von Selbstauskünften wurden Daten zu Zöliakie, weiteren Autoimmunerkrankungen, Asthma, Anämie, Depressionen, Laktoseintoleranz, Osteoporose, aktuellem Gesundheitszustand sowie Body Mass Index (BMI) erhoben. Darüber hinaus wurden die Probanden zu Familiengeschichte, Rauchgewohnheiten und Alkoholkonsum befragt. Von jedem Probanden wurde zudem der genetische HLA-Typ bestimmt. Bei 148 Studienteilnehmern der Vergleichsgruppe lag eine eindeutig mittels Biopsie diagnostizierte Zöliakie vor. Die 153 Probanden der Kontrollgruppe waren ohne entsprechende Diagnose. Zwischen beiden Gruppen gab es keine signifikanten Unterschiede im Bezug auf BMI, Rauchen und Alkoholkonsum. Bezüglich des genetischen HLA-Typs zeigte sich, dass alle Probanden mit Zöliakie mindestens einen der beiden Risikotypen HLA-DQ2 oder HLA-DQ8 trugen. Jedoch traf dies auch auf 57 Prozent der gesunden Probanden zu. Statistisch ermittelten die Forscher des Weiteren Faktoren, über die bei einer bestehenden Zöliakie signifikant häufiger berichtet wurde. Zu diesen zählten eine familiäre Zöliakie, die 7,6-mal so häufig vorkam, andere Autoimmunerkrankungen (2,1-mal so häufig), Anämie (5,8-mal so häufig), Laktoseintoleranz (4,5-mal so häufig) sowie Depressionen (4,8-mal so häufig). Kein Zusammenhang ließ sich bei Asthma und Osteoporose feststellen. Aufbauend auf den signifikant mit einer Zöliakie verbundenen Variablen wurde der Risiko-Score „Coeliac Risk COMPARE“ entwickelt und für jeden Studienteilnehmer ermittelt. Der Punktewert wurde in einer definierten Skala, geringes-, mittleres- oder hohes Zöliakie-Risiko, eingestuft. Der Vergleich ergab, dass Studienteilnehmer mit einem mittleren oder hohen Risikowert signifikant häufiger auch eine Zöliakie angegeben hatten.
Die australischen Wissenschaftler schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass insbesondere die fünf Faktoren Familiengeschichte, Autoimmunerkrankungen, Anämie, Laktoseintoleranz und Depressionen mit einer Zöliakie assoziiert sein könnten. In der Entwicklung des darauf aufbauenden Risiko-Scores sehen sie nun ein mögliches in weiteren Studien zu untersuchendes Instrument, um im Klinikalltag Patienten mit einem hohen Risiko, aber ohne klassische Zöliakie-Symptome, identifizieren und gezielt untersuchen zu können. Auf diesem Weg könnten sich Diagnosezeiten verkürzen und mögliche Folgekomplikationen einer unbehandelten Zöliakie verhindern lassen.