Der Zusammenhang zwischen Antibiotika-Behandlungen im ersten Lebensjahr und Zöliakie
Zöliakie ist eine Krankheit, die durch die Aufnahme von Gluten bei genetisch veranlagten Personen ausgelöst wird. Das alleinige Vorhandensein genetischer Faktoren ist jedoch nur eine unzureichende Ursache. Nur wenige genetisch veranlagte Personen entwickeln auch eine Zöliakie. Dies deutet darauf hin, dass zusätzliche Faktoren an der Entwicklung der Krankheit beteiligt sind.
Die Darm-Mikrobiota als möglicher Faktor in der Pathogenese von Zöliakie hat zunehmend Interesse hervorgerufen. Sie entwickelt sich in den ersten Lebensjahren und stabilisiert sich im Alter von zwei bis drei Jahren. Unter anderem beeinflusst sie die Entwicklung des Immunsystems und spielt eine Rolle beim Abbau von Gluten im Magen-Darm-Trakt. Eine Behandlung mit Antibiotika im ersten Lebensjahr hat einen starken und nachhaltigen Einfluss auf die sich entwickelnde noch instabile Darmbesiedlung.
Inwieweit sie dadurch auch einen Einfluss auf die Entwicklung einer Zöliakie hat, war die Frage, der Sander et al. in ihrer Studie nachgegangen sind. Hierzu werteten die Wissenschaftler im Rahmen einer landesweiten registerbasierten Kohortenstudie Daten von 1,7 Millionen Kindern aus Dänemark und Norwegen aus, darunter 3.346 mit Zöliakie. Darin wurden alle Kinder einbezogen, die von 1995 bis 2012 in Dänemark oder von 2004 bis 2012 in Norwegen geboren wurden.
Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass es eine positive Korrelation zwischen einer systemischen Antibiotikabehandlung im ersten Lebensjahr mit einer später diagnostizierten Zöliakie gibt. Dabei spielten laut Sander at al. die Dosis und Anzahl der Antibiotika eine Rolle. Art des Antibiotikums und Alter der Kinder hatten keine Bedeutung.
Die Einbeziehung potentieller Störfaktoren hat das Fazit der Studie nicht verändert.
Das Wissen über die Risikofaktoren für Zöliakie, über die Glutenaufnahme und die genetischen Faktoren seien bislang jedoch begrenzt. Daher sei es laut Sander et al. schwierig, diese korrekt zu erfassen.
Diese Studie, die größte ihrer Art zu diesem Thema, deutet darauf hin, dass die Antibiotika-Exposition im frühen Leben ein Risikofaktor für Zöliakie sein kann. Die Behandlung des Kindes mit Antibiotika kann jedoch keineswegs als einer der Hauptfaktoren für die Entwicklung einer Zöliakie angesehen werden.