Diagnose von Kuhmilch- und Hühnerei-Eiweiß Allergien: Skin-Prick-Test vs. Serumanalyse
Die meisten Lebensmittelallergien sind Antikörper (IgE) vermittelt. Besteht der Verdacht auf eine Lebensmittelallergie wird häufig mittels Skin-Prick-Test (SPT) oder Serumanalyse das Vorhandensein spezifischer Lebensmittel IgE-Antikörper bestimmt. Beide Testmethoden haben jeweils Vorteile. So ist der SPT kostengünstig und schnell durchführbar und die Serummessungen können ohne Berücksichtigung von Medikamenteneinnahmen und des Hautzustandes erfolgen.
Die Testergebnisse bedeuten aber nicht zwangsläufig eine klinische Relevanz, d. h. auch wenn die Tests Antikörper anzeigen, muss nicht immer auch eine Allergie bestehen. Da beide Tests IgE abhängig sind, liegt die Vermutung nahe, dass sie zumindest ähnliche Ergebnisse für ein und denselben Patienten liefern und sie demnach austauschbar sind. Diesem bisher nicht untersuchten Aspekt widmeten sich nun deutsche Forscher aus Berlin.
Dazu wurden 501 Kinder untersucht. Bei 395 Kindern wurde eine Kuhmilch- und bei 268 Kindern eine Hühnerei-Eiweiß-Allergie vermutet. Die Kinder waren zwischen 3 Monaten und 14 Jahren alt, wobei die Hälfte der jungen Probanden unter 12 Monaten (Kuhmilch) bzw. unter 16 Monaten (Hühnerei) alt war.
Zunächst wurde je ein SPT (Positives Testergebnis: Durchmesser ³ 3 mm) und eine Serumanalyse (Positives Testergebnis: Konzentration spezifischer IgE ³ 0,35 kU/L) durchgeführt. Beim anschließenden oralen Toleranztest wurden ansteigende Mengen von Milch bzw. pasteurisiertem Hühnerei verabreicht und die Reaktionen beobachtet.
52 % der 395 Kinder mit Verdacht auf Kuhmilch-Allergie und 73 % der Kinder mit Verdacht auf Hühnerei-Eiweiß-Allergie zeigten tatsächlich beim oralen Toleranztest eine Reaktion.
Für die Kuhmilch-Eiweißallergie ergab der SPT bei 28 % der Kinder mit negativem oralen Toleranztest ein positives Ergebnis. Für die Hühnerei-Eiweißallergie lag dieser Anteil bei 53 %. Insgesamt trat diese Abweichung bei je 14 % der getesteten Kinder auf.
Auf der anderen Seite gab es auch Kinder mit positivem oralen Toleranztest, bei denen die Haut keine Reaktion zeigte. (Anteil 7 % beim Hühnerei, 16 % bei Kuhmilch). Bei den IgE-Serumwerten konnten ähnliche Abweichungen zum oralen Toleranztest beobachtet werden.
Bei 23 % (Kuhmilch) bzw. 10 % (Hühnerei) der Kinder stimmten die Ergebnisse von SPT und Serum-Messungen nicht überein. Auch die Korrelation zwischen den Serum-IgE-Werten und dem Durchmesser auf der Haut war äußerst gering.
Die Autoren der Studie schlagen vor, insbesondere bei Kindern mit einem negativen Ergebnis immer auch den zweiten Test durchzuführen. Fallen beide Tests negativ aus, bleibt aber das Restrisiko einer Allergie. Der orale Toleranztest bleibt daher der Goldstandard bei der Diagnose von Lebensmittelallergien unter Kindern.