Reduziert eine selbst-diagnostizierte Laktoseintoleranz die Calciumaufnahme und fördert dadurch chronische Krankheiten?
Laktosemaldigestion tritt auf, wenn mehr Laktose aufgenommen wird, als durch das Enzym Laktase im Darm gespalten werden kann. Laktoseintoleranz ist eine ärztliche Diagnose, die zum Beispiel auf einem Wasserstoff-Atemtest basiert.
Die angegebenen Häufigkeiten einer Laktoseintoleranz sind aufgrund einer fehlenden Definition uneinheitlich. Die Zahlen schwanken von 8 bis 15 % bei hellhäutigen, 10 bis 50 % bei Lateinamerikanern und 20 bis 80 % bei Afroamerikanern. Die jeweils höheren Werte basieren auf Extrapolation von Wasserstoff-Atemtests, während eine Erhebung der amerikanischen Medizingesellschaft zu den niedrigeren Werten kommt.
Menschen, die Beschwerden haben, die für eine Laktoseintoleranz sprechen, neigen unabhängig von der Diagnose durch einen Arzt dazu, Milchprodukte zu vermeiden. Der Verzicht auf Milchprodukte könnte langfristig zu einer Unterversorgung mit Calcium und damit zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen wie z.B. einer schlechten Knochengesundheit, Bluthochdruck, Übergewicht und einer größeren Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs und Diabetes zu erkranken.
Ziel der Studie war es daher, den Zusammenhang zwischen selbst-diagnostizierter Laktoseintoleranz, der Calciumaufnahme und Krankheiten, die mit einer geringen Calciumzufuhr assoziiert sind, zu untersuchen.
Dafür wurden durch Telefoninterviews in den USA Fragebögen ausgefüllt. Die Teilnehmer wurden gefragt, ob sie glauben, laktoseintolerant zu sein. Zudem wurde durch ein Häufigkeitsprotokoll die Calciumaufnahme erfasst. Weiterhin wurden demographische Daten und die durch einen Arzt diagnostizierten Krankheiten abgefragt.
Mit 25,3 % der beantworteten Telefonate standen schließlich 3.452 Datensätze zur Verfügung. 1.071 davon stammten von Männern, 2.381 von Frauen. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer lag bei 49 Jahren.
Insgesamt berichteten 12,3 % der Befragten von einer Laktoseintoleranz, wobei signifikant mehr Frauen als Männer und signifikant mehr Afroamerikaner (20,1 %) als Lateinamerikaner (8,8 %) und Weiße (7,8 %) davon betroffen waren. Diese Zahlen stimmen gut mit den Daten der Erhebung der amerikanischen Medizingesellschaft überein. Die Forscher vermuten, dass die durch Wasserstoff-Atemtests ermittelten Prävalenzraten (s.o.) überschätzt wurden, da die verabreichten 50 g Laktose auch bei laktosetoleranten Personen zu Symptomen geführt haben könnten. Zum Vergleich: ein Glas Milch (250 ml) enthält nur etwa 12 g Laktose.
Personen mit einer selbstdiagnostizierten Laktoseintoleranz nahmen deutlich weniger Calcium über Milchprodukte zu sich. Weiterhin berichteten sie signifikant häufiger von Diabetes und Bluthochdruck. Es könnte also sein, dass die geringe Calciumzufuhr bei laktoseintoleranten Personen das Risiko für Diabetes und Bluthochdruck erhöht. Das kein Zusammenhang zu Darmkrebs und Osteoporose gefunden wurde – beides Krankheiten, die ebenfalls mit einer geringen Calciumzufuhr zusammenhängen können – könnte daran liegen, dass deren Diagnose aufwändigere Untersuchungen erfordert als bei Diabetes und Bluthochdruck. Möglicherweise besteht auch hier ein Zusammenhang, der aber durch die Befragung am Telefon nicht aufgedeckt werden konnte.
Es ist sehr wichtig, eine Laktoseintoleranz richtig zu diagnostizieren, damit nicht unnötig auf Milchprodukte verzichtet wird. Ein solcher Verzicht könnte das Risiko für bestimmte Krankheiten erhöhen. Da es auch bei laktosetoleranten Personen während eines Wasserstoff-Atemtests zu Symptomen kommen kann, muss durch weitere Studien die richtige Bewertung und Diagnose einer Laktoseintoleranz sichergestellt werden. In der vorliegenden Studie wurde bewusst auf einen Toleranztest verzichtet, weil gerade die Selbstdiagnostik das Ernährungsverhalten beeinflusst, welches hier bewertet werden sollte.
Personen, die an einer Laktoseunverträglichkeit leiden, also das Enzym Laktase in nicht ausreichender Menge bilden, vertragen durchaus geringe Mengen an Milch und Milchprodukten wie Joghurt und Käse, die weniger Laktose enthalten. Eine bessere Schulung dieser Personen könnte sie veranlassen, nicht komplett auf Milchprodukte zu verzichten.