Ein genetisches Diabetes-Risiko-Screening beeinflusst den Erfolg eines Präventionsprogramms nicht
Die randomisierte, kontrollierte Studie diente zur Überprüfung der Hypothese, dass ein genetischer Diabetes-Risiko-Test und eine entsprechende Beratung die Motivation zu Verhaltensänderungen je nach Testergebnis positiv oder negativ beeinflussen kann.
177 Personen mit erhöhtem Diabetes-Risiko aufgrund von Übergewicht sowie einem weiteren Merkmal des metabolischen Syndroms (ausgenommen Diabetes mellitus Typ 2) nahmen an der Studie teil. Ein Teil der Probanden wurde auf bestimmte Risikogene gescreent. Basierend auf dem Ergebnis wurde die Wahrscheinlichkeit berechnet, innerhalb von 3 Jahren an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Im Durchschnitt lag sie für den teilnehmenden Personenkreis bei 11 %, für Personen mit hohem Risiko bei 17 % und für Personen mit niedrigem Risiko bei 9 %. Teilnehmer, bei denen ein hohes (n=44) oder ein niedriges (n=34) Risiko festgestellt wurde, erhielten eine individiuelle Beratung. Die Berater erläuterten dabei den Einfluss von Genetik und Verhalten sowie die Bedeutung einer Verhaltensänderung auf das absolute Diabetes-Risiko. Teilnehmer mit mittlerem Risiko wurden nicht weiter in die Studie einbezogen.
Zusammen mit nicht getesteten Teilnehmern (Kontrolle; n=38) startete ein 12-wöchiges Diabetes-Präventionsprogramm mit wöchentlichen Gruppensitzungen. Ob die individuelle Beratung bei gescreenten Teilnehmern eine Wirkung zeigte, wurde anhand eigener Motivations-Berichte, der tatsächlichen Umsetzung des Programms und dem Gewichtsverlust bewertet.
Die Teilnehmer nahmen im Schnitt an 3,4 ± 2,2 Gruppensitzungen teil und verloren 4,3 ± 5,0 Kilogramm; 30,6% verloren ≥5% ihres Körpergewichts. Motivation, Einhaltung des Programms und Gewichtsverlust unterschieden sich statistisch nicht signifikant zwischen Teilehmern mit hohem bzw. niedrigem Risiko und der Kontrollgruppe. Ob eine bessere Risikoeinschätzung durch effizientere Gen-Tests einen größeren Erfolg gehabt hätte, kann nicht abgeschätzt werden.
Unabhänig vom Testergebnis hat eine Beratung aufgrund eines genetischen Diabetes-Risiko-Screenings keinen signifikanten Einfluss auf die Motivation und die Einhaltung eines Präventionsprogramms bei übergewichtigen Menschen mit generell erhöhtem Diabetes-Risiko. Das Screening hat also keinen messbaren Nutzen, schadet aber wahrscheinlich auch nicht, wenn fälschlicherweise ein zu niedriges Risiko festgestellt wird.