Schützt ein körpereigenes Protein vor Zöliakie?
Ein strikter Verzicht auf glutenhaltige Nahrungsmittel ist bisher die einzige Therapie bei Zöliakie. Der Körper reagiert selbst auf kleinste Mengen Gluten mit Bauchkrämpfen, Übelkeit, Durchfall und Entzündungen der Dünndarmschleimhaut.
Ein Team aus kanadischen, französischen und schweizerischen Wissenschaftlern hat in einer aktuellen Studie den Einfluss von Elafin bei Zöliakie untersucht. Elafin ist ein Protein, das im Gastrointestinaltrakt lokalisiert ist und inhibierend auf verschiedene andere Proteine wirken kann. Außerdem ist Elafin ein Substrat für das Enzym Gewebetransglutaminase (tTG), das in der Pathogenese von Zöliakie eine Rolle spielt. In früheren Studien wurde bereits gezeigt, dass Elafin von Patienten mit inflammatorischen Darmerkrankungen in geringeren Mengen produziert wird als von Gesunden.
Innerhalb dieser Studie erfolgten drei Untersuchungen zu Elafin. Zunächst wurde überprüft, ob Elafin in unterschiedlichen Konzentrationen bei Zöliakiepatienten vorliegt. Dazu wurden zehn Patienten mit aktiver Zöliakie und neun Patienten mit diagnostizierter Zöliakie, die sich seit mindestens einem Jahr glutenfrei ernährten, untersucht. Als Kontrollgruppe dienten elf gesunde Probanden, deren Befund mit einer Endoskopie bestätigt wurde. Elafin lag bei Patienten mit aktiver Zöliakie im Vergleich zu gesunden Probanden in signifikant geringerer Menge vor. Studienteilnehmer mit Zöliakie, die sich glutenfrei ernährten, wiesen ebenfalls geringere Mengen an Elafin auf. Die Abweichungen waren jedoch nicht statistisch signifikant.
Anhand experimenteller Analysen ermittelten die Forscher den Einfluss von Elafin auf tTG. Die Ergebnisse zeigten, dass tTG den Glutenbestandteil Gliadin so modifiziert, dass dadurch eine stärkere Aktivierung des Immunsystems ausgelöst wird. Elafin konnte das Enzym tTG hemmen, sodass geringere Mengen von entzündungsfördernden Botenstoffen entstanden.
Darüber hinaus wurden glutensensitive Mäuse zur Ermittlung der Funktion von Elafin in die Studie miteinbezogen. Genetisch veränderte Nahrungsmittelbakterien, die eigenständig Elafin produzieren, wurden in den Gastrointestinaltrakt der Mäuse eingebracht. Diese Tiere reagierten anschließend weniger heftig auf Gluten als Mäuse ohne die Elafin-produzierenden Bakterien.
Die Untersuchungen zeigen, dass Elafin eine pathophysiologische Rolle bei einer Glutenunverträglichkeit haben könnte. Zukünftig sollte überprüft werden, ob sich die im Tiermodell beobachteten Effekte auch auf den Menschen übertragen lassen. Damit wäre erstmals eine ursächliche Behandlung der Beschwerden möglich.
Quelle: H.J. Galipeau et al.: Novel Role of the Serine Protease Inhibitor Elafin in Gluten-Related Disorders, The American Journal of Gastroenterology, Mai 2014, Volume 109, pp 748-756, http://www.nature.com/ajg/journal/v109/n5/full/ajg201448a.html
http://www.nature.com/ajg/journal/v109/n5/full/ajg201448a.html