Zöliakie: Ein Schimmel-Enzym kann helfen

Da eine ursächliche Therapie bei Zöliakie bisher nicht möglich ist, bleibt Betroffenen oftmals lediglich eine lebenslange glutenfreie Ernährung als einzige Behandlungsmöglichkeit. Diese eingeschränkte Ernährung erweist sich im Alltag an vielen Ecken jedoch als schwierig, da die Verwendung von Gluten in Produkten nicht immer eindeutig deklariert ist.

Wissenschaftler der Universität Maastricht sind nun im Rahmen aktueller Untersuchungen zur Therapie von Zöliakie auf das Enzym Prolyl-Endoprotease (AN-PEP) aufmerksam geworden. Es stammt aus dem Schimmelpilz Aspergillus niger und baut Gluten in kleine Fragmente ab, welche für Zöliakiepatienten unbedenklich sind. Darüber hinaus ist es auch bei einem niedrigen pH-Wert aktiv. Diese Eigenschaft ist von großer Bedeutung, da das Enzym im sauren Magenmilieu nicht inaktiviert wird.

In einer 4-tägigen Studie wurde in einer doppelblinden randomisierten Studie die Wirkung des Enzyms bei zwölf gesunden Probanden beobachtet.

Den Teilnehmern wurden hierbei zwei unterschiedliche Mahlzeiten verabreicht. Die Mahlzeiten unterschieden sich zwar in ihrem Energiegehalt, nicht jedoch im Glutengehalt. Während bei der Hälfte der Probanden das Enzym AN-PEP hinzugefügt wurde, erhielten die restlichen Probanden lediglich ein Placebo.

Zunächst bestimmten die Wissenschaftler den Anteil an Gliadin im Magen und im Dünndarm. Gliadin ist ein Protein, das zu der Gruppe des Glutens gezählt wird und eine immunogene Wirkung bei Zöliakiepatienten hervorruft.

Anschließend konnte festgestellt werden, dass das Schimmel-Enzym im Magen und im Dünndarm nicht zerstört wurde und die Konzentration an Gliadin durch AN-PEP gegenüber dem Placebo wesentlich geringer war. Dieser Befund wurde sowohl bei der hochkalorischen als auch bei der niedrigkalorischen Mahlzeit beobachtet. Die Ergebnisse der Wissenschaftler zeigten außerdem, dass der Abbau von Gluten im Magen durch AN-PEP beschleunigt war. Bei den Probanden, die AN-PEP erhielten, wurden in den meisten Fällen kein oder nur geringe Spuren von Gliadin nachgewiesen.

Laut den Ergebnissen kann das Enzym AN-PEP Gluten somit im Magen abbauen. Bestätigen sich die Ergebnisse auch bei Zöliakiepatienten, könnte die Verträglichkeit von Gluten und die Lebensqualität von Betroffenen deutlich erhöht werden. Wissenschaftler empfehlen AN-PEP jedoch nicht als Ersatz für eine glutenfreie Ernährung, sondern empfehlen es ergänzend zu einer glutenfreien Diät, um die Beschwerden durch den unbeabsichtigten Verzehr glutenhaltiger Produkte zu minimieren.

Quelle: N. Salden et al.: Randomised clinical study: Aspergillus niger -derived enzyme digests gluten in the stomach of healthy volunteers, Alimentary Pharmacology and Therapeutics, Juni 2015, Volume 42, pp: 273-285 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/apt.13266/abstract#http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/apt.13266/abstract