Menschen mit Laktoseintoleranz erkranken seltener an bestimmten Krebsarten
Frühere Studien deuteten bereits auf einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Milchprodukten und dem Auftreten von Eierstockkrebs hin. Allerdings konnten bisher epidemiologische Studien diese Verbindung nicht eindeutig nachweisen. Ähnliche Zusammenhänge wurden auch für Brust- und Lungenkrebs beschrieben.
Um dieser Frage nachzugehen, wurden in der schwedischen Studie Probanden mit Laktoseintoleranz untersucht. Die Betroffenen können zwar geringe Mengen an Laktose tolerieren, verzichten jedoch meist auf größere Mengen des Milchzuckers. In der aktuellen Studie wurden zwischen 1989 und 2010 insgesamt 22.788 Menschen mit Laktoseintoleranz anhand von nationalen Registern in Schweden identifiziert. Darüber hinaus wurde das Auftreten von Krebserkrankungen erfasst und mit der durchschnittlichen, zu erwarteten Krebsrate ins Verhältnis gesetzt.
Bei der Auswertung der Daten ergab sich zwischen Männern und Frauen mit Laktoseintoleranz kein Unterschied hinsichtlich der Inzidenz von Lungenkrebs. Im Vergleich zur gesunden Allgemeinbevölkerung konnten bei der Lungenkrebshäufigkeit deutliche Unterschiede festgestellt werden. So traten bei Menschen mit Laktoseintoleranz im Vergleich 45 % weniger Fälle von Lungenkrebs auf.
Außerdem ergab die Auswertung eine um 39 % reduzierte Rate für Eierstockkrebs bei Menschen mit Laktoseunverträglichkeit. Auch bei Brustkrebs wurden signifikant 21 % weniger Erkrankungen verzeichnet. Betrachtete man die Gesamtheit an Krebsarten, konnten keine Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Laktoseintoleranz festgestellt werden.
Ob genetische Gründe für das veränderte Krebsrisiko verantwortlich sein könnten, überprüften die Wissenschaftler anhand von Befragungen naher Verwandter der Teilnehmer. Das statistische Risiko, an Krebs zu erkranken, ist unter nahen Angehörigen wie Eltern oder den Kindern normalerweise sehr ähnlich zu dem eigenen. In den vorliegenden Fällen zeigte sich jedoch, dass nahe Verwandte der Probanden, die nicht unter einer Laktoseintoleranz litten, ein durchschnittliches Risiko für Lungen-, Brust- und Eierstockkrebs aufwiesen.
Laut der Wissenschaftler sind aufgrund der Studienergebnisse genetische Gründe nicht für das reduzierte Krebsrisiko verantwortlich. Vielmehr vermuten die Forscher, dass die Ernährungsweise mitverantwortlich sein könnte. Kuhlmilch und Milchprodukte liefern neben gesättigten Fettsäuren auch den insulinähnliche Wachstumsfaktor 1. Dieser steht im Verdacht, verschiedene Krebsarten zu begünstigen. Daher gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Ernährungsweise das Krebsrisiko beeinflussen könnte. Da Menschen mit Laktoseintoleranz anstelle von Kuhmilch häufig pflanzliche Ersatzprodukte wie Soja- oder Reismilch bevorzugen, könnte dies einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben. Außerdem könnte auch eine daraus resultierende insgesamt kalorienärmere Ernährung das Krebsrisiko senken.