Schmutz und Keime schützen vor Allergien

Frühere Studien deuten darauf hin, dass Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, viele Geschwister haben oder früh in Kindertagesstätten kommen, seltener Allergien, allergisches Asthma oder Neurodermitis entwickeln. Dieses Ergebnis wird der regelmäßigen Exposition mit Mikroorganismen auf dem Boden von Bauernhöfen zugeschrieben. Andere Studien weisen darauf hin, dass Innenstadtbewohner ein erhöhtes Asthmarisiko haben.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass in Innenstädten lebende Kinder davon profitieren, wenn sie im ersten Lebensjahr vielen potenziellen Allergenen und Bakterien im Hausstaub ausgesetzt sind. Insgesamt 467 Kinder aus US-amerikanischen Innenstädten wurden ab dem dritten Lebensmonat bis zum Alter von drei Jahren begleitet. Mindestens ein Elternteil hatte eine Allergie. Die Forscher analysierten Hausstaubproben von 104 Haushalten auf Bakterien und Allergene. Die Kinder wurden regelmäßig auf Allergien (IgE-Spiegel, Prick-Test) untersucht. Dabei wurde besonders auf Sensibilisierungen gegenüber Hunde-, Katzen, Mäuse-, Milben- und Schabenallergenen geschaut.
Eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit an Allergien zu erkranken wurde für Kinder beobachtet, die regelmäßigen Kontakt zu Katzen-, Schaben- und Mäuseallergenen hatten. Für Hunde- und Milbenallergene wurde kein statistisch signifikantes Ergebnis dokumentiert. Hatten die Kinder Kontakt zu mehreren Allergenen, verzeichneten die Wissenschaftler additive Effekte. Den Auswertungen zufolge hat der Zeitpunkt der Exposition mit den Allergenen einen wichtigen Einfluss auf das Allergierisiko bei Kindern. Kinder, die im Alter von unter einem Jahr den o. g. Allergenen ausgesetzt wurden, entwickelten signifikant seltener Allergien. Für Kinder im Alter von über einem Jahr wurde dieser Effekt nicht beobachtet.
Ähnliche Ergebnisse galten auch für die Untersuchungen der Bakterienvielfalt des Hausstaubs. Hatten Kinder im ersten Lebensjahr nur wenig Kontakt zu verschiedenen Bakterien, entwickelten sie im Alter von drei Jahren häufiger Allergien. Vor allem der Kontakt mit den beiden Bakterienstämmen Bacteroidetes und Firmicutes, die z.B. in der normalen Darmflora häufig vorkommen, scheint hohe protektive Effekte zu haben.
Der neuen Studie zufolge bekommen auch Kinder in der Stadt seltener Allergien und Asthma, wenn ihr unmittelbares Lebensumfeld nicht zu sauber ist. Die ersten Lebensmonate des Kindes sind für die Entstehung von Allergien sehr wichtig. Die Studienergebnisse zeigen, dass bestimmte Allergene und Bakterien eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Immunsystems spielen.