Zöliakie: Liegen mögliche Ursachen in der Weizenzüchtung?

In einer aktuellen Arbeit untersuchte und bewertete ein amerikanischer Wissenschaftler die Weizenzüchtung als mögliche Ursache für den Anstieg an Zöliakie-Erkrankungen. Dazu wurde eine umfassende Literaturrecherche betrieben und Ergebnisse seit dem 20. Jahrhundert miteinbezogen.

Es wurde zunächst untersucht, wie sich der Glutenanteil seit dem vergangenen Jahrhundert verändert hat. Gluten repräsentiert 70 - 75 % des Proteins im Weizen. Seit ungefähr 10.000 Jahren wird Weizen durch Menschen angebaut. Der „ursprüngliche“ Weizen zeigt unter heutigen Kultivierungsbedingungen einen Proteingehalt von 16 ­- 28 %. Messungen im 20. Jahrhundert, die in den USA durchgeführt wurden, ergaben einen durchschnittlichen Proteingehalt von 8,8­ - 14,2 % in der ersten Hälfte des Jahrhunderts. In der zweiten Hälfte zeigten entsprechende Untersuchungen Werte zwischen 11 - 13 %.

Je nach Verwendungszweck unterliegen die Weizensorten verschiedenen Anforderungen. So ist für Brot ein Proteinanteil von 12 - 14 % von Vorteil, für Pasta sind stärkereiche Weizenarten mit einem Proteinanteil von 7 ­- 11 % gewünscht.

Im letzten Jahrhundert schwankte die Aufnahme von Weizenprodukten maßgeblich. In den USA wurden im Jahr 1900 durchschnittlich 100 kg Weizen pro Kopf aufgenommen, 1970 betrug die jährliche Pro-Kopf-Aufnahme 50 kg. Im Jahr 2008 lag der durchschnittliche Jahreskonsum von Weizen bei 61 kg.

Darüber hinaus wird Gluten Nahrungsmitteln zusätzlich hinzugefügt, um gewisse Produktcharakteristika zu verbessern. Die Höhe der auf diesem Weg aufgenommenen Menge ist allerdings schwer zu erfassen. Eine grobe Abschätzung zeigte jedoch, dass sich die Aufnahme des zugesetzten Glutens seit 1977 in den USA verdreifacht hat. Hier könnte ein Zusammenhang zu einem vermehrten Auftreten von Zöliakie-Erkrankungen vermutet werden.

Es gibt Hinweise, dass in unterschiedlichen Züchtungsformen von Weizen die Anzahl an Zöliakie-relevanten Stoffen variieren kann. Weizen, der zur Herstellung von Brot verwendet wird, weist einen höheren Anteil von Zöliakie-relevantem Gluten auf. Die Relevanz der genauen Zusammensetzung von Gluten im Zusammenhang mit Zöliakie sollte weiterführend untersucht und die Verbindung zum Gesamtglutengehalt kritisch betrachtet werden.

Innerhalb der Studie konnte kein durch Züchtung erhöhter Glutenanteil im Weizen festgestellt werden. Daher scheint die Weizenzüchtung nicht im Zusammenhang mit dem Anstieg von Zöliakie-Erkrankungen zu stehen. Vermehrt wird Gluten durch den Konsum von Fertignahrungsmitteln aufgenommen, so dass dies im Zusammenhang mit dem vermehrten Auftreten von Zöliakie weiterführend untersucht werden sollte.

Quelle: D.Kasarda: Can an Increase in Celiac Disease Be Attributed to an Increase in the Gluten Content of Wheat as a Consequence of Wheat Breeding?, J Agric Food Chem. 2013 Feb 13; 61(6):1155-9, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3573730/