Zöliakie: Erhöht eine glutenfreie Diät den BMI?

Das Ziel dieser Studie ist es gewesen, den Einfluss einer glutenfreien Diät auf das Körpergewicht zu beurteilen. Die verwendeten Daten stammen aus einer Datenbank des Beth Israel Medical Center in Boston, in der 1018 bekannte und vermutete Zöliakiefälle registriert sind. Unter anderem sind auch demographische Informationen, Alter und Symptome der Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose erfasst. Um an der Studie teilnehmen zu können, ist ein Mindestalter von 18 Jahren, die Einhaltung einer glutenfreien Diät sowie zwei unabhängige BMI-Messungen an mindestens zwei verschiedenen Krankenhausbesuchen Voraussetzung gewesen (https://www.uni-hohenheim.de/wwwin140/info/interaktives/bmi.htm). Die Einhaltung der Diät wurde von einem Zöliakie-Ernährungsberater beurteilt. Letztlich blieben 679 Patienten übrig, die alle Kriterien erfüllt haben und deren Daten verwendet werden konnten.

Die Auswertung ergab, dass im Vergleich zur „gesunden“ nordöstlichen US-Bevölkerung* (59 %) in der Zöliakie-Gruppe (32 %) zum Zeitpunkt der Diagnose signifikant weniger Übergewichtige zu finden sind.

Ein wichtiger Aspekt dieser Studie ist die Adhärenz der Betroffenen zu einer glutenfreien Ernährung. Die Auswertung der Daten innerhalb der Zöliakie-Gruppe hat ergeben, dass sich bei einer strikten Einhaltung einer glutenfreien Diät der BMI erhöht. 15,8 % der Patienten haben sich von einem niedrigen oder normalen BMI in den Bereich eines erhöhten BMI bewegt.

22 % der Patienten, die zum Zeitpunkt der Diagnose bereits übergewichtig gewesen sind, haben weiter zugenommen. Die Gewichtszunahme ist mit der Regeneration der abgeflachten Dünndarmschleimhaut zu erklären, wodurch wieder Nährstoffe resorbiert werden können und sich der Ernährungsstatus des Patienten verbessert.

Eine neue Entdeckung der Wissenschaftler ist die Korrelation zwischen Adipositas zum Diagnosezeitpunkt und einer niedrigen Diätcompliance. 41 % dieser Gruppe halten sich nicht streng an die Diät, dagegen zeigen in der Gruppe der Normal- und Untergewichtigen nur 24 % eine niedrige Adhärenz zur Diät. Diesen Aspekt können die Wissenschaftler nur durch unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten erklären.

 

Zusammenfassend hat die Studie gezeigt, dass Zöliakiepatienten zum Diagnosezeitpunkt einen niedrigeren BMI aufweisen, als die regionale Bevölkerung.

Die meisten Patienten verbleiben nach der Ernährungsumstellung in der gleichen BMI-Kategorie, obwohl eine signifikante Gewichtszunahme zu verzeichnen ist. 24 % der Patienten zeigen eine erhebliche Gewichtszunahme mit einem Anstieg des BMI von zwei Punkten oder mehr.

Da bei Zöliakie unterschiedliche Verlaufsformen existieren, die sich in ihren Ausprägungen hinsichtlich Glutenempfindlichkeit und Intensität der Symptome individuell unterscheiden scheinen Patienten eine unterschiedlich hohe Adhärenz zur glutenfreien Ernährung zu haben.

Die Auswertung der Daten zeigt deutlich, dass eine glutenfreie Ernährung als wichtiger Faktor für eine Gewichtszunahme zu sehen ist.

Während eine Gewichtszunahme bei denjenigen erwünscht ist, die zum Diagnosezeitpunkt untergewichtig sind, ist sie bei Normalgewichtigen oder Übergewichtigen unerwünscht. Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie wichtig ein Gewichtsmanagement direkt ab dem Zeitpunkt der Diagnose ist und dass eine Gewichtskontrolle integrierter Bestandteil einer Ernährungsberatung sein sollte.

Quelle: Kabbani TA et al (2012): Body mass index and the risk of obesity in coeliac disease treated with the gluten-free diet, Aliment Pharmacol Ther. 2012 Mar;35(6):723-9.
(http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22316503)
*Die BMI Daten Erwachsener US-Amerikaner stammen aus der National Health Interview   Survey (NHIS) von 2007 (http://www.cdc.gov/nchs/nhis.htm).