Zöliakie: Fertilitätsstörungen und Komplikationen in der Schwangerschaft

Zöliakie ist die häufigste Autoimmunerkrankung mit einer Prävalenz von ca. 1 % in der Allgemeinbevölkerung. Jedoch zeigen nur 2 bis 50 % der Betroffenen subjektive Symptome. Verschiedenen Studien zufolge treten bei Zöliakie-Patientinnen häufig Fertilitätsstörungen und Probleme während der Schwangerschaft auf. Seit vielen Jahren sind eine kürzere fertile Lebenszeit, ein höheres Alter bei der Menarche, eine vorzeitige Menopause sowie Zyklusunregelmäßigkeiten bei betroffenen Frauen bekannt. Um Ergebnisse verschiedener Untersuchungen zu bewerten, wurde die aktuelle Metaanalyse durchgeführt. Dazu wurden Daten aus fünfzehn Fall-Kontrollstudien und neun Kohortenstudien ausgewertet.

Patientinnen mit ungeklärten Fertilitätsstörungen, wiederholten Fehlgeburten, intrauterinen (in der Gebärmutter liegenden) Wachstumsverzögerung, untergewichtigen Babys oder Frühgeburten hatten laut den Auswertungen der Fall-Kontrollstudien ein insgesamt 5-fach erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Zöliakie. Bei Frauen mit wiederholten Fehlgeburten war das Risiko für die Autoimmunerkrankung fast um das 6-Fache gesteigert, Schwangere mit Frühgeburten wiesen sogar ein signifikant 8-fach erhöhtes Risiko für Zöliakie auf.

Die Gründe für die Reproduktionsschwierigkeiten bei Frauen mit Zöliakie sind nicht geklärt. Eine Malabsorption und der damit verbundene Mangel an definierten Nährstoffen wie Zink, Selen und Folsäure kann diese Auffälligkeiten nicht allein erklären. Möglicherweise handelt es sich auch um ein immunologisches Problem. Bei der Plazenta der Mutter führt die Bindung der Antikörper an Endothelzellen dazu, dass die Sprossung der Blutgefäße eingeschränkt wird. Daraus resultiert eine Plazentainsuffizienz, die Frühgeburten erklären kann, da der Embryo schlechter mit Nährstoffen versorgt wird.

Die Wissenschaftler empfehlen bei Frauen mit Fertilitätsstörungen und problematischen Schwangerschaften einen Test auf Zöliakie, da die Risiken in der Schwangerschaft durch eine glutenfreie Ernährung deutlich reduziert werden können. Eine glutenfreie Ernährung kann die Chance auf eine Empfängnis und ein gesund heranwachsendes Kind erheblich erhöhen.

Quelle: C. Tersigni et al., Celiac disease and reproductive disorders: meta-analysis of epidemiologic associations and potential pathogenic mechanisms, Hum. Reprod. Update, July/August 2014, Volume 20, Issue 4, pp 582-593, humupd.oxfordjournals.org/content/20/4/582