Diabetes mellitus Typ 2: Entwicklungen in Deutschland

Diabetes mellitus Typ 2 zählt zu den großen Volkskrankheiten unserer Zeit und tritt besonders häufig in den Industriestaaten auf. Um die Entwicklung der Erkrankungsrate statistisch abzuschätzen, hat ein nationaler Forschungsbund, an dem auch das Deutsche Diabetes Zentrum (DDZ) beteiligt ist, Zukunftsprognosen erstellt.

Nach Hochrechnungen der International Diabetes Federation (IDF) steigt die Zahl der Diabetesfälle bis zum Jahre 2030 um 580.000 Personen. Bei dieser Schätzung wurde der Demografische Wandel, nicht aber die Entwicklung der Bevölkerungsstrukturen berücksichtigt. In der vorliegenden Studie wurden zusätzlich Neuerkrankungsraten, Sterblichkeitsdaten von Betroffenen und Diabetes-Vorstufen der älteren Bevölkerung mit einbezogen. Die Anzahl der erkrankten Personen wurden anhand einer großen bevölkerungsbezogenen Studie aus verschiedenen Regionen in Deutschland (DIAB CORE Verbund) erhoben.

Die Prognose des Forschungsverbundes rechnet im Jahre 2030, in der Altergruppe zwischen 55 und 74 Jahren, mit 3,9 Millionen Diabetes-Betroffenen. Im Vergleich zur heutigen Situation bedeutet dies einen Anstieg von 1,5 Millionen Personen. Dies ist weit mehr als bisher angenommen wurde und liegt höher als die Hochrechnungen der IDF. Bei Männern ist mit einem Anstieg von 1,0 Millionen Fällen zu rechnen, bei Frauen ist von einer Zunahme um 0,5 Millionen Fällen auszugehen.

Neben der Modellrechnung umfasst die Prognose der DDZ auch Präventionsmaßnahmen bei Menschen mit Prä-Diabetes (erhöhte Glucose-Werte). Würden 50 Prozent der Menschen mit Diabetes-Vorstufen an Präventionsmaßnahmen teilnehmen, das heißt, eine Umstellung der Ernährung vornehmen und ihr Gewicht reduzieren, ließen sich bis 2030 in etwa 370.000 Diabetes- Diagnosen vermeiden. Von den prognostizierten Fällen könnten 210.000 bei Männern und 160.000 Fälle bei Frauen verhindert werden.

Neue Daten einer Studie des Robert-Koch-Instituts (Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland), unterstützen die Prognosen des Forschungsverbundes. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, werden effektive Präventionsprogramme benötigt, deren Erfolg auch maßgeblich von der Teilnahmebereitschaft der Bevölkerung abhängt.

Quelle: Brinks R et al.: Prevalence of type 2 diabetes in Germany in 2040: estimates from an epidemiological model. Eur J Epidemiol. 2012 Oct;27(10):791-7. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22878939