Durch den Verzehr von Eiern in Form von Backwaren können Kinder eine Hühnerei-Eiweiß-Allergie schneller abbauen
Circa 2 % der Kinder unter 5 Jahren haben eine Hühnerei-Eiweiß-Allergie (kurz: Ei-Allergie) und 80 % davon verlieren diese wieder, wenn sie älter werden. Je länger die Allergie besteht, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Toleranz entwickelt.
Eier, die einem Backprozess unterzogen wurden, werden von einigen Ei-Allergikern vertragen. Werden Eier verarbeitet, verändert sich durch Hitze und Interaktion mit anderen Nahrungsbestandteilen (z. B. Mehl) die Proteinstruktur, die die Allergenität beeinflusst.
In der vorliegenden Studie wurden 79 Kinder mit einer Hühnerei-Eiweiß-Allergie über eine Dauer von durchschnittlich 37,8 Monaten begleitet. Der Altersmedian lag bei 5,8 Jahren. Zu Beginn tolerierten 71 % der Kinder Eier in Backwaren (Ei-tolerant, ET), 29 % reagierten allergisch (Ei-allergisch, EA). ET-Kinder integrierten daraufhin Backwaren mit Ei (Waffeln, Muffins) in ihre Ernährung. Regelmäßig wurde überprüft, ob sie erhitztes Ei in Form von Rührei vertragen. EA-Kinder hingegen vermieden jede Form von Ei und es wurde regelmüßig überprüft, ob sie Ei-enthaltende Backwaren vertragen. Falls dies der Fall war, wurden diese bei ihnen ebenfalls zu einem regelmäßigen Bestandteil des Speiseplans.
Am Ende der Studie hatten 53 % der Kinder ihre Ei-Allergie überwunden, 36 % tolerierten Eier in Backwaren und 11 % waren weiterhin Ei-allergisch. Dabei entwickelten diejenigen Kinder, die bereits zu Beginn der Studie Backwaren mit Ei vertrugen, 12,2 mal schneller eine Toleranz gegenüber erhitztem Ei. Waren die EA-Kinder aber einmal tolerant gegenüber Eiern in Backwaren geworden, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch eine Toleranz gegenüber erhitzten Eiern entwickelten, genauso groß wie bei ET-Kindern.
ET-Kinder hatten einen signifikant niedrigeren Ausgangswert an Hühnerei-Eiweiß spezifischen Antikörpern, die zur Klasse der Immunglobuline E (IgE) gehören, als EA Kinder (Median 1,9 vs. 13,5 kU/L) und außerdem einen signifikant geringeren Ausgangs-Durchmesser beim Skin-Prick-Test mit Ei-Eiweiß (6 mm vs. 8 mm). Sowohl der Durchmesser beim Skin-Prick-Test als auch die IgE-Level von Ei-Eiweiß, Ovalbumin und Ovomucoid nahmen bei Kindern, die Backwaren mit Ei verzehrten, mit der Zeit ab. Auch innerhalb der EA-Gruppe hatten Kinder, die während der Studie eine Toleranz gegenüber gebackenem Ei entwickelten, einen signifikant niedrigeren Ausgangs IgE-Wert (4,4 vs. 13,5).
Um die gewonnenen Ergebnisse einordnen zu können, wurde im Nachhinein auf der Grundlage von vorhandenem Datenmaterial eine Vergleichsgruppe bestehend aus 47 Kindern gebildet, die durchschnittlich 67,3 Monate beobachtet worden war. Der Altersmedian lag hier bei 4,6 Jahren. Die Kinder der Vergleichsgruppe hatten ebenfalls alle eine Hühnerei-Eiweiß-Allergie, verzehrten aber keinerlei Eiprodukte. Am Ende des Beobachtungszeitraumes hatten 28 % der Kinder ihre Ei-Allergie verloren, 13 % tolerierten Backwaren mit Ei und 59 % reagierten weiterhin allergisch gegen Hühnerei-Eiweiß.
In der eigentichen Studiengruppe, in der durch den Backwarenverzehr interveniert wurde, entwickelte sich die Ei-Toleranz signifikant schneller (50 Monate vs. 78,7 Monate) und die Wahrscheinlichkeit, eine Ei-Toleranz zu entwickeln, war 14,6 mal höher als in der Vergleichsgruppe.
Aufgrund der Ergebnisse dieser Studie schlagen die Autoren vor, anhand der Ei-Eiweiß-IgE-Werte zu entscheiden, ob ein oraler Toleranztest mit erhitztem Ei oder Backwaren-Eiern sinnvoll ist. Die Grenzwerte hierfür müssen jedoch durch weitere Studien genauer definiert werden. Ein oraler Toleranztest muss in jedem Fall unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden, da anaphylaktische Schocks auftreten können und schwer vorhersehbar sind.