Wie wirkt sich die Schlafdauer bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 aus?
Schlafmangel und unregelmäßige Ruhezeiten können das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 erhöhen. Zu diesem Schluss kommen zahlreiche epidemiologische Studien. Doch wie wirkt sich die Schlafdauer auf das Gewicht und den Blutzuckerspiegel bei Menschen aus, die bereits an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankt sind? Dieser Frage gingen nun erstmalig japanische Forscher nach.
Dazu befragten die Wissenschaftler 4.870 Japaner, die über 20 Jahre alt und bereits an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankt waren, zu ihren Schlafgewohnheiten. Je nach angegebener Schlafdauer wurden die Teilnehmer in sechs unterschiedliche Gruppen eingeteilt, von weniger als 4,5 Stunden bis mehr als 8,5 Stunden Schlaf pro Nacht. Darüber hinaus wurden Ernährungsgewohnheiten sowie körperliche Aktivitäten über Fragebögen erfasst, um die Energiezufuhr bzw. den Energieverbrauch beurteilen zu können. Ebenso wurden der BMI, die HbA1c-Werte (Glykohämoglobin) und eventuell vorhandene depressive Symptome erfasst.
Die Ergebnisse zeigten: 27,6 % der Studienteilnehmer hatten eine durchschnittliche Schlafdauer von 6,5 -7,4 Stunden pro Nacht und zeigten im Vergleich zu den anderen Studienteilnehmern die besten Werte.
Deutlich zu erkennen war, dass Teilnehmer mit mehr oder weniger als 6,5 – 7,4 Schlafstunden pro Nacht signifikant erhöhte HbA1c-Werte aufwiesen. Dieser Zusammenhang war signifikant unabhängig von potenziellen Störgrößen wie der Energiezufuhr und Depressionsfaktoren. Teilnehmer mit weniger Schlafstunden neigten zudem eher zu depressiven Verstimmungen. Unter den Vielschläfern (> 8,5 Stunden) waren häufiger Insulin-Nutzer zu finden. Für Übergewicht zeigte sich ein ähnlicher Zusammenhang, wonach zu viel und zu wenig Schlaf auf Dauer zu Übergewicht führen könnte.
Die Wissenschaftler erklärten diesen Effekt durch Veränderungen im Hormonhaushalt, welcher das Hungergefühl beeinflusst. Dauerhafter Schlafmangel lässt die Konzentration an Leptin (appetitreduzierend) sinken, wohingegen die Konzentration an Ghrelin (appetitsteigernd) ansteigt. Das führt zu einer erhöhten Energieaufnahme und somit langfristig zu Übergewicht. Zusätzlich bewirkt zu wenig Schlaf weitere Stoffwechseländerungen, die zu einer verminderten Insulinresistenz beitragen, wodurch der Blutglucosespiegel und in der Folge das HbA1c ansteigt.
Dass bei Langschläfern ebenfalls erhöhte HbA1c-Werte gemessen wurden, können die Forscher derzeit nicht eindeutig erklären. Die Ergebnisse zeigen, dass eine angemessene Schlafdauer einen guten Ansatz darstellen könnte, den Krankheitsverlauf eines Diabetikers positiv zu beeinflussen.