Die Bedeutung einer richtigen Allergie-Diagnose

Kinder, die auf Kuhmilchprotein allergisch reagieren, müssen Milch und Milchprodukte meiden. Eine richtige Diagnose ist unabdingbar, damit sie nicht ohne Grund auf diese wichtige und nährstoffreiche Lebensmittelgruppe verzichten. Eine israelische Studie zeigt nun, dass diese häufig fehlt. Kinder, die an Neurodermitis leiden und deren Eltern einen hohen Bildungsgrad aufweisen, haben ein erhöhtes Fehldiagnose-Risiko.

Verschiedenen Studien zufolge werden Allergien und insbesondere Kuhmilcheiweiß-Allergien bei Kindern häufig unzureichend und falsch diagnostiziert, was dazu führt, dass diese Kinder trotz Kuhmilchverträglichkeit auf Kuhmilchprodukte verzichten müssen.

Zur eindeutigen Diagnose einer Kuhmilcheiweiß-Allergie wird neben einer Antikörper-Bestimmung auch ein oraler Toleranztest empfohlen, weil die Allergie nicht immer mit der Bildung spezifischer Antikörper einhergeht (Studie: Allergie ist nicht gleich Allergie).

Um zu überprüfen, wie viele Kinder mit Symptomen tatsächlich auf Kuhmilcheiweiß reagieren, wurden die Eltern von 13.019 Kindern 3 Monate nach deren Geburt und anschließend alle 2 Monate kontaktiert und nach Symptomen und Ernährungsgewohnheiten der Kinder befragt.

Es konnten 381 Kinder identifiziert werden, die auf Kuhmilch verzichteten, weil sie darauf reagierten oder aber weil die Eltern Kuhmilch prinzipiell ablehnten. Mit diesen Kindern wurde nach Aufnahme der Krankengeschichte im Bedarfsfall zur eindeutigen Diagnose ein Skin-Prick-Test und ein oraler Toleranztests durchgeführt.

Demnach hatten 66 Kinder (0,5 %) tatsächlich eine IgE-vermittelte Reaktion auf Kuhmilch, während bei 243 Kindern (1,9 %) kein Zusammenhang zwischen Kuhmilch und etwaigen Symptomen festgestellt werden konnte. Die falsche Diagnose wurde bei 137 Kindern durch einen Kinder- oder Hausarzt gestellt und bei 67 Kindern durch die Eltern. Für diese Kinder wurde eine Integration von Kuhmilch in die Ernährung empfohlen, die bei den meisten Kindern innerhalb des ersten Lebensjahres erfolgreich verlief.

Wie unterscheiden sich nun die Symptome einer „echten“ von einer „falschen“ Allergie?

Auffällig war, dass bei etwa der Hälfte der „falsch“ diagnostizierten Kinder bereits in den ersten 2 Lebensmonaten Symptome beobachtet wurden und in der Regel (74 %) nur ein Organsystem, insbesondere der Magen-Darm-Trakt und die Haut davon betroffen waren. Im Gegensatz dazu traten die Symptome einer „echten“ Kuhmilcheiweiß-Allergie im Durchschnitt später auf. So zeigten nur 20 % der Kinder bereits im 2. Lebensmonat Symptome. Außerdem waren in 70 % der Fälle mehrere Organsysteme gleichzeitig betroffen und zwar vor allem Haut und Atemwege. 

Die israelischen Forscher kommen außerdem zu der Erkenntnis, dass signifikant mehr Kinder mit falscher Diagnose an Neurodermitis litten (15,3 % vs. 4,7 %). Darüber hinaus hatten deren Eltern einen höheren Bildungsstatus. Ein Grund dafür könnte sein, dass sie mehr von nationalen Bildungskampagnen beeinflusst werden.

Um Kinder vor der unnötigen Ernährungseinschränkung zu schützen, die auch zu Nährstoffdefiziten führen kann, sollten Ärzten und Eltern die Bedeutung einer objektiven Diagnose besser bewusst gemacht werden.

Quelle: Elizur, A. (2013): Mislabelled cow`s milk allergy in infants: a prospective cohort study. Archives of Disease in Childhood. doi:10.1136/archdischild-2012-302721.
 
adc.bmj.com/content/early/2013/03/25/archdischild-2012-302721.short