Potenzielle positive Effekte einer glutenfreien Diät auf die Knochendichte von Zöliakiepatienten
Knochen unterliegen kontinuierlichen Veränderungen, die durch komplexe Mechanismen gesteuert werden. Zwei verschiedene Zelltypen beeinflussen die Dichte der Knochen. Zum Einen die Osteoklasten, welche Knochenmasse abbauen, zum Anderen die Osteoblasten, die diese aufbauen. Ungefähr ab einem Alter von 30 Jahren überwiegt der Abbau gegenüber der Bildung. Der Knochenverlust schreitet von nun an voran, wodurch sich das Osteoporoserisiko erhöht.
Die Ernährung ist für das Gleichgewicht zwischen Osteoklasten und -blasten von großer Bedeutung. Über die Nahrung werden wichtige Nährstoffe wie Kalzium, das in die Knochensubstanz eingebaut wird, und Vitamin D, welches die Kalziumaufnahme im Darm fördert zugeführt. Zöliakiepatienten leiden aufgrund eines allmählichen Schwunds der Darmvilli unter einer verschlechterten Nährstoffaufnahme. Die Darmvilli, auch Darmzotten genannt, sind Ausstülpungen der Dünndarmschleimhaut, an denen die Nährstoffaufnahme stattfindet. Bei Zöliakie sind diese zerstört, wodurch die Nährstoffaufnahme stark eingeschränkt ist. Als Folge fehlen unter anderem wichtige Nährstoffe für den Knochenstoffwechsel. Vor allem der Mangel an Kalzium führt zu einer niedrigeren Knochendichte.
Eine strikt glutenfreie Diät kann die Zerstörung der Darmschleimhaut rückgängig machen, so dass eine bedarfsdeckende Kalziumaufnahme wieder gewährleistet ist und damit einhergehend auch wieder eine ausreichende Knochendichte erreicht werden kann. Die selbe Knochendichte wie bei Gesunden kann jedoch trotz einer glutenfreien Diät nicht immer erreicht werden. Dies zeigt, dass bei Zöliakie, neben der Malabsorption, auch andere Faktoren die Knochendichte beeinflussen.
Eine zentrale Rolle hierbei spielen Entzündungsfaktoren, sogenannte proinflammatorische Zytokine. Zöliakie ist eine chronische Entzündung der Darmschleimhaut, das heißt, es werden kontinuierlich Zytokine gebildet und freigesetzt. Sie fördern durch Aktivierung der Osteoklasten den Verlust von Knochenmasse, wodurch Zöliakiepatienten einem erhöhten Risiko für Frakturen ausgesetzt sind. Eine glutenfreie Diät kann die Ausschüttung der Zytokine und folglich die Entzündung der Darmschleimhaut eindämmen. Dadurch wird die Aktivität der Osteoklasten herabgesetzt.
Das Gleichgewicht zwischen Knochenbildung und -abbau ist vor allem bei Kindern und Jugendlichen wichtig, da die Knochenmasse in diesen Jahren bis zu einem Alter von ungefähr 20 bis 30 Jahren rapide zunimmt. Eine Zöliakieerkrankung stellt bei Kindern ein zusätzliches Risiko dar. Um unter anderem Folgeschäden der Knochen zu vermeiden, ist eine glutenfreie Diät dringend notwendig. So können eine ausreichende Nährstoffversorgung und eine gute Stoffwechsellage für die Knochenbildung sowie das Wachstum gewährleistet werden.
Zusammenfassend zeigt der Übersichtsartikel, dass eine glutenfreie Diät die durch die Zöliakie hervorgerufene Zerstörung der Darmschleimhaut nahezu vollständig umkehren kann. Verbesserungen in der Nährstoffabsorption sowie positive Einflüsse auf Entzündungsfaktoren können in einer Normalisierung der Knochendichte resultieren. Vor allem bei Kindern mit Zöliakieerkrankung sollte sofort nach der Diagnose mit einer glutenfreien Ernährung begonnen werden, um Knochen- und Wachstumsschäden zu verhindern.