Reizdarmsyndrom: Neue Diagnosemethode könnte helfen
Das Reizdarmsyndrom ist gekennzeichnet durch chronische oder wiederkehrende Magen-Darm-Beschwerden. Zuverlässige Biomarker und effektive Therapiemöglichkeiten wurden bislang nicht identifiziert.
Verschiedenen Studien zufolge verbessern sich die Symptome bei Patienten, die auf den Verzehr von fermentierbaren Oligo-, Di- und Monosacchariden sowie Polyphenolen (FODMAPs) verzichten (Link zur Studie: FODMAP-Diät könnte das Reizdarmsyndrom bei Kindern lindern). Ähnliche Ergebnisse wurden auch für Gluten als möglichen Auslöser des Reizdarmsyndroms beschrieben, so dass bestimmte Nahrungsmittel als Trigger dieser chronischen Erkrankung vermutet werden. Bislang war der Nachweis jedoch schwierig.
Ein Team von Wissenschaftlern der Universität Kiel hat ein neues Verfahren entwickelt, mit dem Veränderungen der Darmschleimhaut visualisiert werden können. Bei der konfokalen Laser-Endomikroskopie tastet ein Laser die Gewebeoberfläche im Darm ab. Ein Mikroskop erzeugt ein Graustufenbild, welches zur Diagnose eingesetzt wird. Nicht nur die histologische Beschaffenheit des Darms kann hierbei untersucht werden, auch Zellen und Bakterien können mit Hilfe dieses Verfahrens sichtbar gemacht werden.
In der aktuellen Studie wurden 36 Probanden mit Reizdarmsyndrom untersucht. Die Kontrollgruppe bestand aus zehn Personen mit Barrett-Ösophagus. Die Teilnehmer mit Reizdarmsyndrom vermuteten bereits bestimmte Nahrungsmittel als Auslöser ihrer Darmbeschwerden.
Ähnlich einem Pricktest wurden über einen Kanal des Endoskops Lösungen mit jeweils zugesetzten verdünnten Nahrungsmittelallergenen aus Kuhmilch, Soja, Hefe und Weizen sowie eine Placebolösung auf die duodenale Darmmukosa der Probanden gegeben. Die Reaktionen des Darms wurden daraufhin anhand der Dichte der intraepithelialen Lymphozyten, Lecks im Epithel und dem Abstand der Darmvilli verfolgt.
Innerhalb weniger Minuten zeigten 22 der 36 Probanden mit Reizdarmsyndrom eine Akutreaktion auf mindestens eine der Lösungen. Die Zahl der Lymphozyten im Epithel stieg an und das Epithel brach an bestimmten Stellen auf. Auch der Abstand der Darmvilli vergrößerte sich als Reaktion auf die zugeführten Allergene. Dreizehn der Probanden reagierten auf Weizen, neunmal wurde eine Reaktion auf Kuhmilch, sechsmal auf Hefe und viermal auf Soja beobachtet. Die zehn Kontrollpatienten und 14 der Reizdarmpatienten zeigten hingegen keine auffälligen Reaktionen.
Probanden, die positiv auf die verschiedenen Nahrungsmittel reagierten, wurde eine Diät ohne das jeweils triggernde Lebensmittel empfohlen. Bereits nach vier Wochen waren die Beschwerden bei 19 von 22 Patienten um mehr als 50 % zurückgegangen, bei sechs Patienten klangen sie sogar vollständig ab. Nach sechs Monaten reduzierten sich die Symptome sogar um 74 %.
Die Endomikroskopie ist ein vielversprechendes Verfahren, um bei Reizdarmpatienten mit Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten diese eindeutig nachzuweisen. Die Ergebnisse der aktuellen Studie bestätigen die Vermutung, dass häufig Überempfindlichkeiten gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln an den Symptomen eines Reizdarmsyndroms beteiligt sein können.